In der chinesischen Medizin gelten für die Ernährung und für die Kräuterheilkunde die selben grundlegenden Theorien und Anwendungsregeln: Alle Nahrungsmittel und Pflanzen werden anhand ihrer wärmenden oder kühlenden Wirkung auf den Körper, ihrer Geschmacksrichtung, ihrem angenommenen Wirkort im menschlichen Organismus und ihrem Einfluss auf Yin und Yang kategorisiert. Basierend auf diesen Eigenschaften werden sie dann zu den Beschwerden und Störungsmustern eines Patienten und seiner individuellen Konstitution in Beziehung gesetzt.
Harmonie von Yin und Yang
Heilpflanzen und Nahrungsmittel werden in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) eingesetzt, um Ungleichgewichte zwischen Yin und Yang im Körper zu regulieren. Nach den Konzepten der TCM können solche Disharmonien (Ungleichgewichte) aufgrund verschiedener Faktoren entstehen. Zu ihnen gehören Kälte, Hitze, Trockenheit, Feuchtigkeit oder Ansteckung.
Zur Behandlung werden Mixturen aus Heilpflanzen genutzt, die gegenteilig zur Erkrankung wirken. So werden beispielsweise kühlende Kräuter gegen Hitzekrankheiten eingesetzt und wärmende Kräuter und Gewürze gegen Kältesyndrome.
Die Rezepturen werden oft aus vielen verschiedenen Pflanzen zusammengestellt. Es werden Kräuter verwendet, die sich in ihrer Wirkung gegenseitig unterstützen bzw. ihre unerwünschten Nebenwirkungen auffangen. Selten enthält eine Medizin nur ein Kraut.
Heilkräftige Tees
Chinesische Arzneimittel bestehen in der chinesischen Heilkunde oft nicht nur aus pflanzlichen, sondern auch aus mineralischen oder tierischen Produkten. Bei uns im Westen sind die im Rahmen der Traditionellen Chinesischen Medizin eingesetzten Heilmittel aber vorwiegend pflanzlichen Ursprungs. Es sind also in der Regel Pflanzenteile wie Wurzeln, Rinden, Blüten, Blätter, Samen oder Früchte. Manche der chinesischen Heilpflanzen sind bei uns etabliert.
Zu den bekanntesten dieser Heilmittel zählen Ginsengwurzel und Ingwer. Traditionell werden diese Arzneimittel in Form von Tees eingenommen. Heute gibt es sie aber auch in Form von Extrakten, Granulaten, Pulvern, Pillen, Tropfen, Tinkturen und zur äußeren Anwendung als Salbe oder Sitzbad. Die verordneten Kräuter werden täglich eingenommen. Die Einnahme kann von einer Woche bis zu mehreren Monaten, abhängig von der Schwere und Dauer der Erkrankung, erfolgen.
Die Arzneitherapie ist die wichtigste Säule im traditionellen System der chinesischen Medizin. Wie überall in der Welt wurde auch in China die Arzneitherapie aus den Ressourcen der Natur entwickelt.
Wissen aus Erfahrung
Medizinische Schriften, die den Einsatz und die Wirkung von Heilpflanzen beschreiben, reichen bis in die Han-Zeit (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) zurück. Die Anwendung erfolgte über Jahrhunderte allein aufgrund von Erfahrung und Beobachtung. Sehr viel später erst wurden die Pflanzenheilmittel nach dem theoretischen Konzept der chinesischen Medizin charakterisiert und darin eingeordnet. Nach diesem Bewertungssystem werden sie in der Traditionellen Chinesischen Medizin heute noch eingesetzt. Zunehmend gibt es aber auch Untersuchungen der chemischen Eigenschaften und physiologischen Einflüsse, um die traditionellen Erfahrungen durch pharmakologisch definierbare Erklärungen zu stützen. So sollen die Medikamente auch in der westlichen Welt Anerkennung finden und als Basis für die Entwicklung neuer Arzneien dienen.
Quelle: obx