Hochsensibilität – ein Phänomen der Neuzeit?

Verhaltensforscher haben herausgefunden, dass es bei Herdentieren einen bestimmten Prozentsatz gibt, der sich, was Wachsamkeit und Erregbarkeit anbelangt, von den anderen Herdenmitgliedern unterscheidet. Man muss nicht lange überlegen um zu erkennen, dass das eine höchst sinnvolle Einrichtung der Natur ist, um die Sicherheit der Herde vor Beutegreifern zu erhöhen. Je früher diese besonders wachsamen Exemplare die Gefahr wittern und entsprechend reagieren desto besser für die gesamte Gruppe. Niemand käme auf die Idee, diese etwas andersartigen Tiere als sonderbar, krank oder dysfunktional zu bezeichnen.

Auch bei uns Menschen, die wir früher in Sippen durch die Landschaft zogen, ist dieses Phänomen vertreten. In etwa 15-20% der Menschen kann man ihrer Veranlagung entsprechend in diese Kategorie einordnen. Sie verfügen über ein wesentlich sensibleres und reizoffeneres System, d.h. ihr Nervensystem ist ausgerichtet, wesentlich mehr Reize aufzunehmen, sie deutlich intensiver wahrzunehmen und alle entsprechend zu verarbeiten. Es handelt sich hier also um eine Art von Begabung, die prinzipiell sehr nützlich ist und der Menschheit gute Dienste leisten könnte. Die Kehrseite der Medaille ist, dass Hochsensible eine viel schmalere Komfortzone haben als Normalsensible, die weniger Reize aufnehmen und verarbeiten müssen. Nachdem sie sich aber mit ihrem in der Regel weniger sensiblen Umfeld vergleichen und nicht um ihre Besonderheit wissen, schneiden sie, was Stressresistenz, Belastbarkeit, Gelassenheit und Ausgeglichenheit anbelangt, viel schlechter ab und halten sich deshalb für inkompetent und defekt. Sie versuchen wie die anderen zu empfinden und erbringen Anpassungsleistungen, die ihrem eigenen System überhaupt nicht entsprechen, es sogar schwächen und schädigen und müssen gleichzeitig erfahren, nie wirklich ihr Ziel ‚normal zu sein‘ zu erreichen. Das heißt, sie haben nie eine Chance, wirklich in ihre Kraft zu kommen, ihre Qualitäten gewinnbringend für sich und andere abzurufen und werden, sowohl was ihr Selbstbild anbelangt als auch in ihrer Außenwirkung mehr oder weniger zu Problemfällen.

Aus diesem Grunde ist es sehr wichtig, dass sich das Wissen über Hochsensibilität als natürliches Phänomen verbreitet, dass Betroffene sich als solche erkennen und lernen, sich selbst entsprechend gerecht zu werden. So kann sich eine negative Selbsteinschätzung zum Positiven wenden, Wunden auf Grund von Fehleinschätzung und falscher Anpassung können heilen und es eröffnen sich Chancen auf ein wesentlich glücklicheres und sinnvolleres Leben.

 

hirsch_2Irene Hirsch – HP für Psychotherapie/Coach
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