Karriere-Kick mit Keramik

Deutschlands führendes staatliches Keramik-Schulzentrum im niederbayerischen Landshut bietet seinen Absolventen einen Abschluss quasi mit Jobgarantie - von A wie Auto-Modeling bei führenden Autoherstellern bis Z wie Ziegelindustrie.

Keramikschule Landshut

Vor rund 150 Jahren wurde sie als „Königliche Töpferschule“ gegründet, heute ist sie in ihrem Angebot sogar weltweit einmalig: die Keramikschule im niederbayerischen Landshut. „Unsere Schule ist die einzige berufliche Schule in dieser Komplexität und Form weltweit, bei der drei Schulen unter einem Dach vorzufinden sind: Berufsfachschule, Berufsschule und Fachschule“, sagt Leiterin Dr.-Ing. Veronika Märkl. „Nirgendwo sonst auf dem Globus würden die keramischen Berufe in dieser Tiefe unterrichtet“, weiß sie. Ihr guter Ruf eilt der Einrichtung mittlerweile voraus: Die jungen Kreativen kommen aus ganz Deutschland, um in Niederbayern die Kunst des Keramikmachens zu erlernen: Allein im aktuellen Schuljahr nahm die Schule 28 neue Talente auf.

Seit tausenden von Jahren fertigen Menschen in aller Welt aus Lehm und Ton Gebrauchsgegenstände und Kunstwerke.

Die niederbayerische Stadt Landshut ist diesem alten Handwerk in besonderer Weise verbunden. Die Region ist aufgrund ihrer Tonvorkommen seit langer Zeit ein Zentrum der Töpferei. Die Keramikschule Landshut führt diese Tradition mit ihren drei verschiedenen Schulen unter einem Dach fort. Die Berufsfachschule bietet im Vollzeitunterricht eine dreijährige Ausbildung zum Keramiker. Die Berufsschule ist – in Form von Blockunterricht – Lernort für Auszubildende in keramischen Betrieben in Bayern. Die Meisterschule bildet in zwei Jahren zum Keramikmeister und staatlich geprüften Keramikdesigner aus.

Träger des bundesweit einmaligen Keramikzentrums ist der Freistaat Bayern. Seine Geschichte reicht insgesamt fast 200 Jahre zurück. Bereits im Jahre 1836 eröffnete im heutigen Gebäude der Regierung von Niederbayern eine Landwirtschafts- und Gewerbeschule, die unter anderem Unterricht im Modellieren anbot. 1873 schlug die Geburtsstunde der „Königlichen Töpferschule“. Bereits damals war die Einrichtung etwas Besonderes, die Verantwortlichen erwarteten von den Schülern tadelloses Verhalten: „Das Bewusstsein, der Töpferschule anzugehören, muss den jungen Handwerker erheben, dessen Ehrgefühl erhöhen und sich in allen seinen Handlungen aussprechen“, zitiert die Chronik aus der damaligen Zeit. 1903 änderte das Zentrum seinen Namen in „Keramische Fachschule Landshut“. 1941 entstand der Schuldreiklang in der heutigen Form mit Meisterschule für Keramik, staatlicher Berufsfachschule und Berufsschule. Bereits 1946 durfte die Schule nach dem Krieg wieder eröffnen. 1983 gründete sich ein eigener Förderverein.

Aller Anfang war auch in Landshut schwer

Mit nur zwei Schülern begann 1873 der Unterrichtsbetrieb. Später stiegen die Zahlen rasant an, auch weil seit 1929 Mädchen zugelassen waren. Heute zählt das Keramikzentrum rund 120 Schüler, berichtet Leiterin Dr.-Ing. Veronika Märkl. In den letzten Jahren erlebt die Schule nach ihren Worten einen wachsenden Zuspruch. „Immer mehr Menschen suchen nach Individualität in den Berufsausbildungen“, sagt die Schulleiterin. „Der Welt einen Ausdruck geben, eine eigene Sprache im Gestalterischen zu finden, haptische Qualitäten zu entwickeln“, so beschreibt sie die Motivation der Schüler. „Selbst bei älteren Menschen, die sich ein neues Leben aufbauen möchten oder die mitten im Leben umsatteln wollen, sind diese Bedürfnisse da“, so Märkl.

Die Karriereperspektiven als Keramiker sind nach Worten der Schulleiterin ausgezeichnet: „Entgegen des Bewusstseins der Öffentlichkeit, die immer noch meint, Keramiker enden in prekären beruflichen Situationen, haben wir bei den Absolventen nachweislich seit Jahren Vollbeschäftigung“, sagt sie. Einige machten sich erfolgreich selbständig, andere übernehmen die Kachel- und Kachelofenfabrikation des elterlichen Betriebes. Einige Absolventen studierten auch an den Hochschulen weiterführende, gestalterische Disziplinen oder Lehrämter.

„In den letzten Jahren übernahmen nicht wenige Absolventen von uns die Leitung von Abteilungen in keramischen Zulieferfirmen – wie Ofenbau, Rohstoffe, Tongruben und Ziegelindustrie oder sogar in künstlerischen Bereichen Abteilungen in der Porzellanindustrie wie in Nymphenburg“, weiß die Rektorin. Auch in Museen oder im Auto-Modeling deutscher Premiumhersteller fänden Absolventen zukunftssichere Tätigkeiten.

Das Erfolgsgeheimnis des Zentrums beschreibt die Schulleiterin so:

„Wir haben unseren Unterricht in didaktischer Qualität, fachlicher Tiefe und mit Weitblick in die Zukunft untereinander abgestimmt.“ Die Kommunikation im Netzwerk unter den Lehrern und mit den Schülern sei sehr lebendig und durch Wohlwollen geprägt. Das schlage sich direkt durch Motivation und Anreiz auf die Leistungsbereitschaft von allen, Lehrern und Schülern. „Unsere Absolventen haben meist und zunehmend beste Abschlüsse landes- und bundesweit“, sagt Märkl. Echte Konkurrenz in Deutschland hat die Schule nicht: eine ähnliche Schule gibt es zwar noch in Höhr-Grenzhausen in Rheinland-Pfalz. Allerdings gibt es dort eine Grundausbildung.

Mehr Informationen: www.keramikschule.de

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Quelle: obx; Fotos: obx-news/Peter Litvai

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