Chinesische Medizin heute ist das Ergebnis einer Jahrtausende langen Entwicklung. Chinesische Medizin ist viel mehr als „nur“ das Behandeln von Krankheiten. Sie verbindet auch die Philosophie und das Denken der Chinesen und ihre Weltsicht. Sie basiert auf der Vorstellung, dass die Natur und damit auch der Mensch geprägt ist vom Gleichgewicht unterschiedlicher Kräfte. Krankheit sehen die chinesischen Ärzte als Ausdruck eines Ungleichgewichts. Alle Beschwerden werden nach den so genannten acht Leitkriterien Yin und Yang, Fülle und Leere, Hitze und Kälte, Innen und Außen eingeordnet. Diese Einzelaspekte werden zu einem komplexen Muster zusammenfasst, letztendlich der Diagnose.
Puls- und die Zungendiagnose
Für eine Diagnose, also das Erkennen von Krankheiten, verlässt sich der chinesische Arzt ausschließlich auf seine Wahrnehmung, zum Beispiel auf die Puls- und die Zungendiagnose. Das fundamentale Prinzip, dass jede Erkrankung auf einem Ungleichgewicht beruht, bestimmt auch die Therapie in der chinesischen Medizin. Die Behandlung ist darauf ausgerichtet, dieses Ungleichgewicht zu korrigieren. Das bedeutet, bei einem „Hitzemuster“ wird gekühlt, bei Kälte gewärmt, bei einem Mangel wird der Körper genährt, bei Überschuss wird abgeleitet. Ziel ist, den ganzen Organismus zu harmonisieren. Einzelne Symptome – zum Beispiel Husten, trockene Augen, Schlaflosigkeit – werden also nicht direkt einzeln behandelt. Hierin unterscheidet sich die chinesische Medizin ganz grundlegend von den Behandlungsprinzipien in der westlichen Medizin. Die chinesische Medizin hat ein komplexes therapeutisches System entwickelt, in dem Lebensführung, Ernährungslehre, Bewegungsübungen, Akupunktur bzw. Moxibustion, Massage/Manualtherapie und Arzneimittelkunde zur Behandlung individuell oder in Kombination eingesetzt werden.
Ernährungsberatung
Lebensmittel werden gezielt eingesetzt, um auf den Energiezustand des Körpers Einfluss zu nehmen, zum Beispiel wärmend oder kühlend zu wirken. Ernährungsberatung ist deshalb fester Bestandteil der medizinischen Behandlung.
Taijiquan und Qigong
Die Bewegungsübungen des Taijiquan und Qigong werden auch als chinesische Kampfkünste der inneren Stille, Bewegung, Atmung, Entspannung, Meditation und Gesundheit bezeichnet. Beim Taijiquan wird in einer langen Reihe von Ganzkörperbewegungen Entspannung und tiefe Bauchatmung kombiniert. Qigong, übersetzt „Energiearbeit“, soll durch regelmäßige Übung dazu führen, die Kontrolle über den inneren Fluss der Lebensenergie zu erlangen und den Willen zu stärken.
Akupunktur
Die wohl bekannteste therapeutische Methode der chinesischen Medizin ist die Akupunktur. Die Akupunkturpunkte liegen auf Energieleitbahnen, auch Meridiane genannt. Bei der Therapie werden feine Nadeln unterschiedlich tief eingestochen und so ausgewählte Punkte gereizt. Die Therapie soll die Lebensenergie stimulieren, Stauungen lösen und Krankheitssymptome lindern. Akupunktur wird beispielsweise zur Schmerztherapie eingesetzt. Bei der Moxibustion erwärmt der Arzt Akupunkturpunkte mit erhitztem Beifußkraut. Die Ziele sind denen der Akupunktur gleichzusetzen.
Massagetechnik Tuina
Die Massagetechnik Tuina ist eine manuelle Arbeit, die sich an den Meridianen orientiert. Durch Massage und mit Akupressur der Akupunkturpunkte sollen die Vitalspannung des Körpers verbessert und Funktionsstörungen im Körperinnern beeinflusst werden.
Phytotherapie
In der chinesischen Phytotherapie werden entsprechend den Disharmoniemustern eines Patienten Heilkräuter mit spezifischen Wirkungen zu individuellen Rezepturen zusammengestellt. Neben der Phytotherapie gibt es auch Arzneimittel, die tierische oder mineralische Produkte enthalten.
Quelle: obx, Foto: fotolia / Yü Lan