Mutter Natur auf der Spur: Naturheilmittel

Immer mehr Menschen möchten einen „sanften“, natürlichen Weg gehen, was ihre Medikamente betrifft und greifen zu pflanzlichen Alternativen.

Bei Erkältungskrankheiten, Magenbeschwerden, Schlafproblemen und anderen leichten Krankheiten haben sich naturheilkundliche Mittel bewährt. Doch wer blickt noch durch im Dschungel von Homöopathie, Phyto- oder Gemmotherapie? Hier ein Überblick über die bekanntesten und derzeit beliebtesten Arten pflanzlicher Naturheilmittel.

Der Klassiker: Phytotherapie

Die klassische Pflanzenheilkunde gehört zu den ältesten Therapien der Menschheit und hat berühmte Vertreter wie Hildegard von Bingen oder Paracelsus. Viele moderne Medikamente beruhen bis heute auf pflanzlichen Extrakten, zum Beispiel Aspirin, dessen Wirkstoff Acetylsalicylsäure ein Extrakt der Weidenrinde ist.

Heilpflanzen enthalten unterschiedliche Wirkstoffe wie zum Beispiel Flavonoide, ätherische Öle, Bitterstoffe, Gerbstoffe oder Saponine. Eine Pflanze wird daher als Vielstoffgemisch bezeichnet und hat ein breites Wirkspektrum. In der Phytotherapie wird die ganze Pflanze oder deren einzelne Bestandteile (wie Blüten, Wurzeln, Früchte, Samen usw.) in Form von Tees, Säften oder Salben verwendet. Auch Tinkturen, gepresste Tabletten oder Badezusätze gehören zur klassischen Phytotherapie.

Heilwirkung durch Potenzierung: Klassische Homöopathie, Komplexhomöopathie und anthroposophische Arzneimittel

Der Arzt Samuel Hahnemann entwickelte die Lehre der Homöopathie Ende des 18. Jahrhunderts. Sie basiert auf den drei Grundlagen Ähnlichkeitsprinzip, Arzneimittelprüfung und Potenzierung. So wird die Wirkung eines Stoffes am gesunden Menschen geprüft, um Symptome, die dieser auslöst, im Krankheitsfall mit einer potenzierten Version dieses Stoffes zu therapieren. Die Potenzierung geschieht durch Verdünnung, Verschüttelung oder Verreibung.

Die klassische Homöopathie behandelt Krankheiten mit über 2000 Einzelmitteln, die nicht nur aus Pflanzen, sondern auch aus tierischen sowie mineralischen Substanzen oder erkranktem Gewebe – so genannte Nosoden – gewonnen werden. Um das individuelle Mittel bei einer chronischen Krankheit zu finden, führt ein klassisch ausgebildeter Homöopath ein längeres Anamnesegespräch mit dem Patienten. Dann kommen auch höhere Potenzen zum Einsatz als zum Beispiel bei akuten Erkältungskrankheiten. Hochpotenzen werden seltener oder manchmal auch nur einmalig eingenommen.

Bei der Komplexhomöopathie werden mehrere potenzierte Einzelmittel gemischt, die sich gegenseitig verstärken sollen. Sie werden meistens im Akutfall und nach klinischen Diagnosen verordnet, ohne längere Anamnesegespräche. Daher sind sie auch zur Selbstmedikation geeignet.

Auch die anthroposophische Medizin bedient sich potenzierter Einzel- und Komplexmittel – diese machen aber nur einen Teil der Gesamttherapie aus, die u.a. auch aus Körper- und Kunsttherapie besteht, wie zum Beispiel Bädern, Massagen oder Heil-Eurythmie. Der ganzheitliche Ansatz versucht „den Menschen als leibliches, seelisches und geistiges Wesen zu begreifen und dementsprechend Diagnostik und Therapie an einem umfassenden Menschenverständnis zu orientieren“.

Gemmotherapie – die Kraft der Knospen

Eine jüngere Methode der Pflanzenheilkunde ist die Gemmotherapie: Sie wurde in den 50ern vom belgischen Arzt Pol Henry entwickelt. Dabei symbolisiert die Knospe einer Pflanze (lateinisch „gemma“) deren Lebens- und Wachstumskräfte. In der Gemmotherapie soll damit die zelluläre Ebene des Körpers angesprochen werden, über die alle Wachstums- und Reperaturmechanismen laufen. Gemmotherapeutische Mittel werden aus frischen Knospen in einer Alkohol-Glycerin-Lösung mazeriert.

Spagyrik – Verfahren der Alchemisten

Die Spagyrik (griechisch „spao „= trennen, „ageiro“ = vereinen) wurde von alchemistisch arbeitenden Heilern im Mittelalter entwickelt. Diese zerlegten pflanzliche oder mineralische Substanzen in ihre Einzelbestandteile, sortierten diese nach „wertvoll“ oder „nutzlos“ und fügten die therapeutisch wertvollen Inhaltsstoffe schließlich wieder zusammen. Dafür bedarf es mehrstufiger Aufbereitungsprozesse wie Gärung, Destillation und Veraschung. Die dadurch erhaltene Substanz soll therapeutisch wirksamer sein als die gesamte Pflanze.

Aromatherapie – mehr als nur Düfte

Der französische Chemiker René-Maurice Gattefossé experimentierte Anfang des 20. Jahrhunderts mit Pflanzenessenzen und erkannte deren therapeutische Wirksamkeit. Die reinen Aromaöle sind hoch konzentriert und sehr potent, wenn sie zum Beispiel über Haut oder Atemwege aufgenommen werden. Die Düfte regen das limbische System an und können zur Steigerung des Wohlbefindens eingesetzt werden. Aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung können manche ätherischen Öle auch zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden, da sie zum Beispiel antibakterielle, antivirale oder pilzhemmende Wirkungen haben. Dies ist in Deutschland aber nur erlaubt, wenn sie von Ärzten oder Heilpraktikern verordnet werden.


Text: medicalpress / Frederic Fuchs; Bild von Jill Wellington auf Pixabay 

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