Willkommen beim Roller Derby!

Vorhang auf und Bühne frei für Regensburgs Power-Frauen

Roller Derby

Der ein oder andere kennt diese Sportart vielleicht aus diversen amerikanischen Filmen oder ist möglicherweise sogar selbst Fan. Für alle denen Roller Derby noch kein Begriff ist, bringen wir Licht ins Dunkle. Denn wer jetzt an Rollschuhe und einen Ball denkt, liegt nur zur Hälfte richtig!

Spiel, Satz & Sieg: die Spielregeln

Roller Derby ist ein Vollkontaktsport auf Rollschuhen. Es gibt weder Ball noch Schläger oder Ähnliches – nur Rollschuhe und die Spielerinnen darauf. Der ganze Spaß findet auf einer ovalen Bahn statt, die auch Track genannt wird. Wie bei den meisten Sportarten treten zwei Teams gegeneinander an. Von jedem Team befinden sich während des Spiels fünf Spielerinnen auf dem Spielfeld. Vier davon sind Blockerinnen, jeweils eine die sogenannte Jammerin. Deren Aufgabe ist es, sich einen Weg durch das Pack bestehend aus den Blockerinnen zu bahnen und anschließend Punkte zu holen. Natürlich versuchen die Blockerinnen die eigene Jammerin bei ihrer Aufgabe zu unterstützen, während sie die gegnerische Jammerin so gut es geht behindern. Ab dem zweiten Durchgang können dann Punkte für jede überholte Gegnerin erzielt werden. Wer am Ende die meisten Punkte hat gewinnt.

Roller DerbyNatürlich gibt es sowohl fürs Blocken wie auch fürs Jammen Regeln. Und diese können, wenn es schnell geht schon mal vergessen oder aus Versehen über den Haufen geworden werden. Bei Missachtung, egal ob absichtlich oder versehentlich, werden Strafzeiten vergeben, bei grober Fahrlässigkeit kann man sogar vom Spiel ausgeschlossen werden.

Was auf jeden Fall nicht erlaubt ist, sind Festhalten, Schubsen, Wegschieben oder Beinstellen. Auch gewisse Bereiche wie Kopf, Hals und der Bereich unterhalb der Oberschenkel sind tabu. Was hingegen erlaubt ist, ist das Blocken mit Schultern, Hüfte, Rücken, Gesäß, der Vorderseite oder natürlich auch das aktive Zusammenspiel mit seinen Teammates.

Jedes Spiel besteht aus zwei 30-minütigen Halbzeiten, welche wiederum aus 2-minütigen Partien (Jams) bestehen. Nach jedem Jam können Spieler ausgetauscht werden.

Pro Spiel werden insgesamt rund 20 – 25 Personen benötigt. Da Roller Derby ein unfassbar schnelles Spiel ist, bei dem sehr viele Dinge gleichzeitig passieren, ist das auch notwendig. Es ist schier unmöglich für einen alleine alles mitzuverfolgen. Neben den eigentlichen Spielerinnen braucht man pro Spiel sieben Schiedsrichter (Referees) und sieben bis neun Non Skating Officials, die beispielsweise Punkte zählen, die Zeit ansagen, die Strafbank im Auge haben und Ähnliches. Ihr seht, da kommt schon einiges zusammen.

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Fliegen lernen
Spielausrüstung

Zur persönlichen Ausstattung gehört neben den Rollschuhen natürlich eine entsprechende Schutzausrüstung bestehend aus Schonern, die man irgendwie schon vom Inline-Skaten kennt: Handgelenkschutz, Ellbogenschutz, Knieschutz und Zahnschutz sowie ein Helm.

Das ist aber noch nicht alles was man auf dem Track braucht! Neben der Schutzausrüstung hat jede Spielerin einen coolen Statement-Namen sowie eine Nummer. Hier mal ein paar ausgefallene Beispiele: Bat-Ass, Rocket van de Witt, Fräulein Keule, Glitter Shitter. Und um die Rolle auf dem Track vollkommen zu machen darf natürlich das ausgefallene Make-up nicht fehlen: sei es Glitter im Gesicht, krass geschminkte Augen oder einfach nur die klassische Kriegsbemalung.

rollerderby_9Roller Derby – abgefahrene Randsportart

In den USA hat sich das Roller Derby rasend schnell verbreitet bis es vor rund 11 Jahren auch in Deutschland angekommen ist. Seit 2015 gibt es sogar eine erste, zweite und dritte Bundesliga. Mittlerweile hat jede größere Stadt ein eigenes Team.

Roller Derby liegt im Trend und ist vor allem in Deutschland immer mehr am kommen, obwohl viele diese Sportart noch gar nicht kennen. Ich finde das sollte sich definitiv ändern! Roller Derby ist einer von wenigen, wenn nicht sogar der einzige, selbstorganisiernde Frauensport für Ladys mit Biss! Mit Biss meine ich vor allem, dass man ein kleines bisschen hart im Nehmen sein sollte. Bei Vollkontaktsport hat man nun mal trotz aller Vorsichtsmaßnahmen immer eine gewisse Verletzungsgefahr, der man ausgesetzt ist. Unterstrichen wird das perfekt von der Londoner Künstlerin Riikka Hyvönen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die schönsten Derby-Blutergüsse auf Po und Schenkeln diverser Girls in Kunst zu verwandeln und diese auszustellen.

Für viele der Spielerinnen ist das ganze aber weitaus mehr als nur ein Sport. Es geht nicht nur um die Spiele, sondern um das ganze Drumherum. Es ist eine Art Lebensgefühl. Da Roller Derby ein sogenannter DIY-Sport ist (Do it yourself) gibt es keine externen Trainer wie beim Fußball – die gesamte Organisation wird vom Team selbst aufgeteilt und arrangiert. So kann jeder eine Aufgabe übernehmen was natürlich dem Teamgeist zugute kommt. Auch zwischen den einzelnen Teams gibt es einen unglaublich großen Support. Es ist einfach viel schöner zusammen für einen Sport zu sein, als gegeneinander.

rollerderby_4Rolling Rat Pack Regensburg

Das Rolling Rat Pack ist das erste Roller Derby-Team in Regensburg und eines von drei Teams in Bayern. Gegründet wurde das Team 2012 unter dem Namen Ratisbona Rollergirls. 2014 strukturierten sie sich neu und wurden zum heutigen Rolling Rat Pack. Aktuell bestehen sie aus 20 Mitgliedern.

Und so viele Leute wie man pro Spiel benötigt, ist es natürlich nicht verwunderlich, dass das Rat Pack laufend nach Verstärkung sucht – sei es als aktiver Spieler, Referee, Non Skating Official, Support oder Sponsor.

Das Mindestalter beträgt 18 Jahre. Die wichtigste Grundvoraussetzung für das Derby ist einfach nur Lust darauf zu haben! Ein gewisses Maß an Sportlichkeit ist super, aber absolut kein Muss. Die Sportlichkeit kommt mit der Zeit von ganz alleine. Es sollte auch niemanden abschrecken, dass die kompletten Spielregeln auf Englisch sind. Nach und nach lernt man diese, egal wie gut das eigene Englisch zu Beginn ist. Aber das Beste am Roller Derby ist: egal welches Fitnesslevel man hat, jeder kann mitmachen. Denn jede Körperform kann im Derby nützlich sein, egal ob klein, breit, schmal oder groß. Und wie die gute Astro Naughty sagt: „Es gibt keinen Grund es nicht zu tun!“

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Abklatschen / Auf der Strafbank
Fazit

Um einen möglichst authentischen Bericht zu liefern, haben wir live Spiele besucht und auch einfach mal beim Newbie-Training mitgemacht.

Wir standen alle das erste Mal auf Rollschuhen und waren am Anfang natürlich entsprechend unsicher, aber durch die liebevolle Fürsorge von Julia aka Astro Naughty und Beate aka Weeziebat Rocketchild und auch allen anderen haben wir uns gleich super wohl und gut aufgehoben gefühlt. Auf Rollschuhen zu stehen ist etwas ganz anderes als mit Inline-Skates zu fahren. Man ist viel besser ausbalanciert, da die vier Rollen im Gegensatz zu den Skates nicht hintereinander angebracht sind. Zunächst durften wir einfach ein bisschen durch die Halle rollen. Dann lernten wir auch schon die erste und wichtigste Lektion: wie man bremst! Ist ziemlich genauso wie der Pflug beim Ski-Fahren. Im Laufe der Stunde lernten wir ein paar einfache Fahr- und Gleitskills. Der absolute Höhepunkt war wohl der Roller-Express, bei dem sich alle an der Vorderfrau festhalten, die Gas geben und alle mitziehen muss. Die Schnupperstunde war wirklich schön, wir haben viel gelacht, Neues gelernt und hatten sehr viel Spaß.

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Roller-Express

Fakt ist, egal wie schlecht man am Anfang fährt, solange man Spaß am Fahren und Bock auf Derby hat, kann man sich eigentlich nur stetig verbessern bis man irgendwann richtig was drauf hat und zu einem wertvollen Teammitglied wird. Die Devise lautet: einfach machen. Für mich ist Roller Derby die wohl coolste Sportart, der man im Verein nachgehen kann!

Es gibt so viele Attribute, die Roller Derby zu einem wundervollen und auch außergewöhnlichen Sport machen: Teamarbeit, Schnelligkeit, Action, Agilität, Kraft, Kondition und auch ein Stück weit Emanzipation. Der für mich persönlich interessanteste Faktor ist die Rolle, in die man auf dem Track schlüpft, die von Make-up, Name und Outfit vollkommen gemacht wird.

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Antonia hat Talent / Erklären und zuhören!

Dass Roller Derby weitaus mehr als nur ein Sport ist, versteht man am besten, wenn man eines der Spiele besucht. Wenn dort dutzende Menschen sind, die Catering machen, selbstgebackene Kuchen anschneiden, nebeneinander sitzen, essen, quatschen, miteinander jubeln, anfeuern, lachen, die Mannschaft nach dem Spiel abklatschen und danach alle gemeinsam Feiern gehen. Das alles ist Roller Derby!

Wer mehr über das Rolling Rat Pack erfahren möchte: www.facebook.com/RollerderbyRegensburg

Pro Woche finden drei Trainings -Termine statt:

  • 1x Newbie (Anfängertraining)
  • 1x Advanced (Fortgeschrittene)
  • 1x Krafttraining
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Gruppenfoto nach dem Schnuppertraining

Text & Fotos: Corinna Meister www.jetztgibtsbeef.de

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