Was auf den ersten Blick wie völliger Humbug erscheint, hat auf den zweiten Blick einen gesunden Kern. Natürlich schaden Raucher ihrer Lunge und dem Körper insgesamt; der Rauch hängt unangenehm in den Kleidern und viel Geld kostet es auch noch. Die Nachteile liegen auf der Hand. Abgesehen davon, sind die vielen kurzen Raucherpausen im Verlauf eines Arbeitstages aber eigentlich kostbar. Lassen wir doch einmal alle bekannten, gesundheitlich mehr als fragwürdigen Nebeneffekte des Rauchens beiseite. Worum geht es beim Rauchen? Um Gelegenheiten zum Durchatmen. Und ja, auch wenn das, was wir da beim Rauchen einatmen, nicht gesund ist, so ist es immerhin ein Durchatmen, eine Unterbrechung und Erholungspause, um gesund zu bleiben in Zeiten, in denen wir sonst nur noch die Luft anhalten vor lauter Terminen, Stress oder anderen Problemen.
Und sind wir mal ehrlich: Unterbricht ein Raucher im größten Trubel seine Arbeit, um „mal kurz eine Rauchen zu gehen“, dann rollen die nichtrauchenden Kollegen zwar mit den Augen – akzeptieren aber, dass der Kollege etwas „zu erledigen“ hat. Was würden Sie sagen, wenn ein anderer Kollege alle anderthalb Stunden aufstünde, um für sechs Minuten einfach so vor der Tür durchzuatmen – so ganz ohne etwas „zu tun“ zu haben? Es wäre gesünder für Geist und Körper. Aber keiner macht es.
Entspannung verkauft sich gut
Dafür steigt der Druck, sich in den Abendstunden noch Entspannung zu verschaffen. Der Hype um Yoga, Achtsamkeitsseminare oder Meditation untermauert den steigenden Bedarf. Am Ende geht es auch hier wieder ums Durchatmen. Eine Pause vom Stress im Beruf, von der Doppelbelastung als berufstätige Eltern, vom Druck wie auch immer erfolgreich zu sein. Dabei halten wir vor lauter Anspannung oft die Luft an. Wer jedoch den Tag über schon genug Menschen um sich hat und seine Energie besser alleine auflädt, für den ist ein Achtsamkeitsseminar eher neuer Stress, bei dem er viele Zigaretten in der Seminarpause braucht.
Frei von Bewertung
Bedürfnisse sind individuell unterschiedlich. Was für den einen funktioniert, sorgt bei dem anderen für weiteren Druck. Machen Sie sich frei von dem, was andere wollen oder auf das andere schwören. Sie kennen vielleicht den Spruch: „Man kann machen was man will, die Leute reden sowieso“… Also los. Hören Sie auf sich selbst! Was brauchen Sie persönlich, um durchatmen zu können? Ist es eine Runde joggen nach der Arbeit oder doch eine Zigarette, wenn die Kinder endlich im Bett sind?
Kleine Pause – große Wirkung
Statt den Terminkalender noch weiter zu belasten, nehmen Sie sich lieber den ganzen Tag über kleine Auszeiten. Nach 90 bis 100 Minuten Konzentration wird jedes Gehirn eh ineffizient. Ein gutes Argument gegenüber der Teamleitung oder den Kolleginnen und Kollegen, sollten Sie mal schief angeschaut werden.
Lang muss die Pause ja gar nicht sein: Fünf Minuten durchatmen und Zitronen pressen reicht, also beide Fäuste ballen, eben so, als wollte man eine Zitrone auspressen. So werden beide Gehirnhälften aktiviert.
Ansonsten ist auch die ideale Mini-Pause eine Typfrage: ein kurzer Plausch in der Teeküche oder lieber einmal die Tür zu oder wie die Raucher zum Durchatmen vor die Tür.
Was besser für Ihren Köper wäre wissen wir. Aber was passt zu Ihnen und bringt Sie persönlich in den Entspannungsmodus? Nehmen Sie sich selbst an, mit allen Wünschen und Macken. Die Verantwortung, unsere eigenen Bedürfnisse zu kennen und zu pflegen, liegt bei uns selbst.
Bleiben Sie gesund! Kümmern Sie sich um Ihr Leben – es macht sonst keiner.
Von Christina Kropp
„Es gibt nicht einen Weg für alle, aber für alle einen Weg.“
Business Coach und Unternehmerin Christina Kropp coacht dort, wo andere Urlaub machen – in Husum und an der Costa Brava. Sie hat für alle, die feststecken oder sich einfach „meer vom Leben“ wünschen, ihr Auszeit-Coaching entwickelt. Ihre Coachees leben in einem Luxus-Wohnwagen direkt am Meer. Das eigentliche Coaching findet mal auf einer Wattwanderung, dem Rad oder im Strandstuhl am Meer statt. twitter.com/ChristinaKropp
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